Introvertierte Hochsensible

„Unterschätze mich nicht, weil ich schweigsam bin. Ich weiß mehr, als ich sage, denke mehr als ich ausspreche und beobachte mehr, als du denkst.“ (Michaela Chung)

Laut Studien halten sich ca. 70% – also die Mehrzahl der HSP – für introvertiert. Die restlichen 30% sehen sich als eher extraovertiert.

Es gibt in unserer Gesellschaft vermutlich viel mehr introvertierte Menschen als es den Anschein hat. Schätzungen liegen bei 30-50% aller Menschen, die tendentiell zur Introspektive neigen.

Da es in unserer Kultur als normal gilt, sich eher gesellig, kontaktfreudig und  unternehmungslustig zu zeigen, versuchen sich die meisten Menschen diesem Bild nach außen hin eher anzupassen.

Und weil sie in unserer Gesellschaft so viel mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, könnte man glauben, die lauten, nach außen orientierten Menschen wären in der absoluten Mehrheit. So entsteht möglicherweise ein verzerrtes Bild.

Nach innen orientiert

Als introvertiert bezeichnen wir in der Regel Menschen, die bevorzugt auf ihre bunte innere Welt der Gedanken, Empfindungen, Phantasien, Inspirationen und Träume ausgerichtet sind und ihre Kraft und Orientierung somit aus ihrem eigenen Innereren beziehen.

Nachdem sie dieses Bedürfnis erfüllt haben, zeigt sich in zweiter Linie natürlich auch das Bedürfnis sich auch mit der „Außenwelt“ zu verbinden und verbunden zu fühlen. Denn selbstverständlich sehnen sich auch introvertierte HSP nach schönen und inspirierenden Begegnungen, nährenden Beziehungen, anregenden Erlebnissen und herausfordernde Aufgaben. Das Ausmaß an Reizen, das jedoch von Extrovertierte als angenehm empfunden wird, kann Introvertierte überwältigen.

Nach außen orientiert

Im Gegensatz dazu richten sich extrovertierter Menschen, in erster Linie auf die äußere Welt der Materie, Menschen, Dinge und Aktivität aus. Sie wünschen sich mehr Anregungen von außen, Musik, Gespräche, Bewegung…

Im Vergleich zu nicht hochsensiblen Menschen erreichen aber auch extrovertierte HSP deutlich früher einen Zustand der Reizüberflutung und Überstimulation. Dann haben auch sie die Tendenz zum Rückzug, um wieder zu sich zu finden und sich zu erholen.

Wichtig ist zu wissen, dass Introversion und Extroversion lediglich die deutliche Tendenz zu dem einen oder anderen Verhalten zeigen, aber auch in jeglicher Mischform existieren. Jeder Mensch trägt introvertierte und extrovertierte Züge in sich. Auch kann sich der Hang zu der einen oder anderen Ausrichtung im Laufe des Lebens leicht verschieben.

Introvertiert bedeutet nicht Schüchtern

Introvertierte Menschen nicht automatisch schüchterne Menschen. Introvertiertheit hat per se rein gar nichts mit Schüchternheit oder fehlendem Selbstwertgefühl zu tun!

Sollte eine Selbstwertbeeinträchtigung vorliegen, liegt das zu einem Gloßteil daran, dass Introversion in der heutigen Gesellschaft vermeintlich eher als Mangel betrachtet wird. Im Gegensatz zu Menschen, die scheinbar andauernd aktiv sind, gerne und viel reden, es lieben, neue Menschen zu treffen, sich auszutauschen, zu kommunizieren und Nächte durchzufeiern, fühlt sich manch introvertierter HSP oft als falsch oder wie von einem anderen Stern. Denn selbst wenn er wollte, wäre es ihm oft nicht möglich da mitzuhalten.

Der Unterschied zwischen Schüchternheit und (gesunder) Introvertiertheit

Schüchterne Menschen haben große Angst vor der Bewertung durch andere Menschen und glauben zuweilen, nicht zu genügen. Sie sind vielfach perfektionistisch veranlagt, da sie alles daransetzen, andere zufriedenzustellen. Der Fokus von schüchternen Menschen liegt auf der Bewertung von außen. Durch ihre Unsicherheit geben sie den Erwartungen ihrer Mitmenschen eher nach, um akzeptiert zu werden.

Dagegen lassen sich „gesunde“ introvertierte HSP wesentlich weniger von diesem sozialen Druck beeindrucken. Sie legen stattdessen mehr Wert auf Feinheit, Tiefe und den authentischen Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit. Sie können ihre eigenen Fehler und Schwächen oft sogar leichter refelktieren und akzeptieren als manch Extrovertierter.

Schafft es ein HSP also, sich mit seiner Introvertiertheit ganz und gar anzunehmen, dazu zu stehen und sein Gleichgewicht zu finden, beindruckt er mit einem hohen Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und einem stabilem Selbstvertrauen. An diesem Punkt zu kommen ist gewöhnlich ein längerer Prozess…aber auch eine riesige Erleichterung und Befreiung. Es lohnt sich! …Hochsensibilität

„Deine Vision wird nur dann klar, wenn Du in Dein eigens Herz schaust. Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, erwacht.“ (C.G. Jung)