Was ist Entwicklungstrauma?

Entwicklungs- und Bindungstrauma bezieht sich auf traumatische Erfahrungen, die während der Kindheit und Jugend auftreten und die Entwicklung sowie die Bindungsfähigkeit eines Menschen beeinträchtigen können. Diese Traumata können durch traumatisierte Eltern, Vernachlässigung, Missbrauch, Trennung von Bezugspersonen oder viele andere belastende Ereignisse entstehen. Sie können langfristige Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden, das Verhalten und die zwischenmenschlichen Beziehungen haben. Bindungstrauma kann die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, gesunde und sichere Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen oder zu halten.

Entwicklungstrauma kann langfristige Auswirkungen auf das Verhalten, die Emotionen und die psychische und körperliche Gesundheit eines Menschen haben und kann zu Problemen wie Angst- und Panikstörungen, Depressionen, Bindungsproblemen und anderen psychischen, sowie körperlichen Störungen führen. Es ist wichtig, Entwicklungs- und Bindungstrauma zu erkennen und angemessen zu behandeln, um langfristige negative Auswirkungen zu minimieren.

Trauma – eine Überforderung des Nervensystems

Das Wort „Trauma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet allgemein Verletzung oder Wunde. In der Psychologie beschreibt Trauma die Folge eines überwältigenden Erlebnisses, das beim Betroffenen subjektive Angst, Panik, Hilflosigkeit und ein Gefühl der Ohnmacht auslöst, und das die natürlichen Bewältigungsstrategien unseres Organismus völlig überfordert. Während eines traumatischen Erlebnisses befindet sich der Mensch in einer ausweglosen Situation: Er kann weder kämpfen noch fliehen und ist der Situation hilflos ausgeliefert, ähnlich wie ein kleines Baby oder Kind.

In einer bedrohlich empfundenen Situation läuft automatisch ein Notprogramm in unserem Nervensystem ab. Durch die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin wird unser Körper auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Wenn wir jedoch weder kämpfen noch fliehen können, tritt eine Art Erstarrung ein. Erst wenn die durch traumatische Ereignisse mobilisierte enorme Energie wieder entladen wurde, erkennt der Körper, dass die Gefahr vorbei ist. Andernfalls bleibt er weiterhin in Alarmbereitschaft. Die Überlebensenergie wird im Nervensystem gebunden und ein Trauma entsteht.

Im Trauma stecken geblieben

Die Traumareaktion ist eigentlich ein hochintelligernter Schutzmechanismus. Wenn wir etwas erleben, was uns sehr stark überfordert, ist dieser Schutzmechanismus ein Segen. Wenn wir diese Traumaantwort jedoch anschließend nicht wieder auflösen, dann verfestigt sich diese.

Der Organismus kann sich im Anschluss also nicht mehr selbst regulieren und zu einem normalen Leben zurückkehren. Er bleibt in der Erfahrung „stecken“. Ein Trauma ist somit ein verfestigter Zustand im Nervensystem eines Menschen. Körper, Geist und Seele werden in Folge beeinträchtigt und die Lebensenergie stagniert bzw. erstarrt. Traumatisierungen spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung psychischer und körperlicher Probleme.

Entwicklungstrauma – Daueralarm im Nervensystem

Die Traumareaktion ist ein hochintelligenter Schutzmechanismus. Wenn wir etwas erleben, was uns überfordert, ist dieser Schutzmechanismus ein Segen. Wenn wir jedoch die Traumareaktion nicht auflösen, verfestigt sie sich.

Der Organismus kann sich danach nicht mehr selbst regulieren und zu einem normalen Leben zurückkehren. Er bleibt in dieser Erfahrung „stecken“. Ein Trauma ist ein verfestigter Zustand im Nervensystem eines Menschen. Körper, Geist und Seele werden beeinträchtigt, und die Lebensenergie stagniert oder erstarrt. Traumatisierungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung psychischer und körperlicher Probleme.

Mögliche Ursachen eines Entwicklungstrauma

Wenn wir das Wort Trauma im Zusammenhang mit der Kindheit hören, denken wir oft an schwere Erfahrungen wie Gewalt oder Vernachlässigung. Doch schon das Alleinlassen eines Babys kann für es lebensbedrohlich erscheinen. Diese Erfahrung kann Todesangst auslösen und das Nervensystem des betroffenen Menschen nachhaltig belasten.

Beispiele weiterer Ursachen für ein Entwicklungstrauma sind:

  • eine schwere Geburt
  • das Baby wird nach der Geburt, oder auch später alleine ins Bettchen gelgt oder schreien gelassen (war früher üblich) siehe …hier
  • keine angemessene Unterstützung in Stressregulation durch die Eltern
  • nicht ausreichender Kontakt – körperlich und emotional.
  • schwere Krankheit als Babys / Kind
  • unreife, ängstliche, traumatisierte oder psychisch kranke Eltern
  • Eltern mit Alkoholproblemen, Essstörungen…
  • fehlendes Sicherheitsbedürfnis durch viel Streit oder Suchtprobleme im Elternhaus
  • unsichere Bindungserfahrungen …still face experiment
  • Bindungsunterbrechungen, wie frühe Krankenhausaufenthalte und Operationen
  • permanente Grenzüberschreitung
  • Bestrafung durch alleine lassen, Liebesentzug oder körperliche Bestrafung (auch Klaps auf Po etc.)
  • Bedürfnisse, Wünsche und Eigenarten des Kindes werden nicht gesehen oder nicht ganz ernst genommen
  • Grenzen und Abgrenzung des Kindes werden nicht immer ernst ganz genommen
  • Nicht ausreichendes Spiegeln der kindlichen Wahrnehmung und der kindlichen Gefühle
  • früher Tod einer wichtigen Beziehungsperson oder Familienmitglieds
  • krankes Geschwisterkind
  • seelische Verstrickungen
  • sehr strenge Erziehung, zwanghaftes Umfeld
  • Überbehütung oder Verwahrlosung
  • etc.

Es ist möglich, dass solche frühen Verletzungen zu einem sogenannten Entwicklungstrauma führen, das ähnlich einschneidend für unser Leben sein kann wie ein Schocktrauma.

Für ein Baby ist bereits das alleinige Zurücklassen im Nebenzimmer, wie es früher oft üblich war, traumatisch. Es ist schwer für Erwachsene zu verstehen, wie beängstigend solche Situationen für ein winziges Baby sein können.

Kinder, die solchen traumatischen Bedingungen in ihrer Kindheit ausgesetzt waren, fühlen sich oft unsicher. Dies kann sich in ängstlichem, unruhigem, unkonzentriertem, scheuem oder auffälligem Verhalten äußern. Solche Kinder und späteren Erwachsenen sind häufig schnell reizbar und wirken oft abwesend. Sie können unter ständiger innerer Unruhe, Ängsten, Depressionen, Schlafproblemen und Stressverarbeitungsstörungen leiden.

Wirkung von Entwicklungstrauma auf das erwachsene Nervensystem

Entwicklungstrauma beeinflusst das erwachsene Nervensystem auf verschiedene Weisen. Bei einem frühen Trauma werden Flucht- und Verteidigungsreaktionen ausgelöst, denen wir jedoch nicht nachkommen können. Dadurch werden Stresshormone freigesetzt, die für Kampf oder Flucht bereitstellen. Traumatisierte Menschen fühlen sich jedoch auch als Erwachsene oft weder in der Lage zu kämpfen noch zu fliehen. Die überschüssige Energie für Kampf und Flucht bleibt im Körper zurück, und die normale biologische Stressregulation kann nicht stattfinden.

Menschen mit Entwicklungstrauma haben ein sensibleres Nervensystem als Nicht-Traumatisierte. Unter Stress und Angst reagiert der Körper mit Vorbereitungsreaktionen für Kampf, Flucht oder Erstarrung. Dadurch können chronische muskuläre Spannungsmuster entstehen, die als Schutz gegen Angst und Schmerz dienen.

Zusätzlich kann die Atemfrequenz erhöht sein, bis hin zur Hyperventilation. Wenn es unmöglich ist zu kämpfen oder sich hilflos und unfähig fühlt, kann es zu Atempausen und Erstarrung kommen, die oft auch als Depression empfunden wird.

Dauerhafte Schuldzuweisungen sind nicht angebracht!

Es ist wichtig zu verstehen, dass die meisten Eltern zu jedem Zeitpunkt ihr bestes gegeben haben. Sie sind oft ebenfalls verletzt und traumatisiert und auch die Generation zuvor (oft Kriegsgeneration) hat viel mitgemacht. Andauernde Schuldzuweisungen helfen also niemandem, sondern sind im Gegenteil auf Dauer kontraproduktiv. Mit einer Traumatherapie, die ein Familienmitglied macht, kann oft dem gesamten Familiensystem (Kindern, Eltern, Geschwistern etc.) ein Stück weit geholfen werden.

Bindungsprobleme und soziale Probleme als Folgen eines Entwicklungstraumas

Frühe traumatische Erfahrungen führen oft zu Bindungsproblemen und beeinträchtigen unsere Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu uns selbst, Partnern und anderen Menschen aufzubauen. Unsere Bindungsmuster werden in den frühen Lebensjahren geprägt und beeinflussen uns bis heute. Die Überlebensstrategien, die wir als Kinder entwickelt haben, dienen der Vermeidung von Schmerz.

Dies führt oft zu einem inneren Konflikt: Einerseits haben wir ein starkes Bedürfnis nach Nähe, andererseits fürchten wir uns davor und haben Schwierigkeiten, unsere eigenen Grenzen zu setzen. Diese Ambivalenz kann zu sozialen Schwierigkeiten führen, einschließlich sozialer Ängste oder Phobien im Laufe des Lebens.

 

zurück zur…  StartseiteBurnout und Entwicklungstrauma